Ätiologie der Multiplen Sklerose

2004 fand der Neurologe Prof. John Prineas durch die histologische Untersuchung des Gehirns einer 17 Stunden zuvor verstorbenen MS-Patientin heraus, dass es bei eben dieser Patientin in den neueren Plaques nicht zu einer „normalen“ Entzündungsreaktion, mit der Einwanderung von Immunzellen gekommen war, sondern stellte einen massenhaften Untergang von Oligodendrozyten fest, die die Markscheiden bilden. [1]

Aus diesem Untersuchungsergebnis wird z. B. von dem Neurologen Dr. Weihe (er steht hier stellvertretend für einen Teil der Wissenschaftsgemeinde) geschlussfolgert, dass die T-Lymphozyten zu Unrecht als Auslöser der MS verdächtigt werden, sondern im Gegenteil sogar Reparaturmaßnahmen am geschädigten Gewebe durchführen.[2]

 Wir wissen seit 2012 (allerdings auch nur durch ein Mausmodell), dass Immunzellen (auch in diesem Fall T-Zellen), nach Schlaganfällen in der Lage sind, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden, und zur Vergrößerung der Hirnschäden führen.[3] – Im Fall der Multiplen Sklerose ist jedoch entscheidend, dass MS-Schübe durch die Gabe von Arzneimitteln auf Glukokortikoidbasis (z. B. Cortison) gestoppt werden können (und Glukokortikoide werden nunmal primär zur Immunsuppression eingesetzt).

Die Frage nach der Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke für Immunzellen ist auch entscheidend für die Bewertung der These zur Beeinflussung der MS-Autoimmunreaktion durch Darmbakterien, wie er z. B. vom Max-Planck-Institut für Neurobiologie in Martinsried vertreten wird.[3] Diese Studie übersieht oder verschweigt, dass myelinaggressive T-Lymphozyten auch im Blut von gesunden Menschen nachweisbar sind,[4] jedoch keine Schäden im ZNS anrichten, weil sie eben die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden können! – Dieser Sachverhalt ist übrigens auch der Prüfstein für die Bewertung aller Thesen, dass die MS durch „richtige“ Ernährung beeinflusst werden könne!

Eizelnachweise:

[1] https://www.dmsg.de/mobil/index.php?w3pid=news&kategorie=forschung&anr=772

[2]

a) http://www.ms-forum-weihe.de/ms-kurs/ms02.html#ms2.6

b) 12 Thesen zur MS: 1. Die MS ist keine Autoimmunerkrankung.

3] http://www.bloodjournal.org/content/early/2012/11/15/blood-2012-04-426734.abstract?sso-checked=true

[4] http://www.nature.com/nature/journal/v479/n7374/full/nature10554.html

 

Autor: Christian Brandau –  Der Text ist unter der Lizenz „Attribution-NoDerivatives 4.0 International (CC BY-ND 4.0)“ verfügbar
 

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