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Cortison und Multiple Sklerose
Veröffentlicht am 13.11 2014
Wie ich bereits in meinem Blog-Artikel vom Oktober 2014 darlegte, existieren im menschlichen Körper faktisch zwei verschiedene Immunsysteme, die durch die sogenannte Blut-Hirn-Schranke voneinander getrennt werden. – Die Multiple Sklerose, eine entzündliche Erkrankung des Zentralnervensystems, wird (angeblich) durch T-Lymphozyten ausgelöst (andere Quellen machen B-Lymphozyten die verantwortlich)[1]. Egal, ob es sich um T- oder B-Lymphozyten handelt, diese Immunzellen gehören nicht zum Immunsystem des Zentralnervensystems; sie müssten demnach in der Lage sein, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden.
Arzneimittel auf Basis von Glukokortikoiden (umgangssprachlich auch generell als Cortison bezeichnet) wirken einerseits allgemein dämpfend auf die Zellen des Immunsystems, reduzieren drastisch die Anzahl der Lymphozyten[2] und wirken auf das Endothel der Blut-Hirn-Schranke, wodurch sie diese „abdichten“.[3]
Zur Therapie der Multiplen Sklerose mit Glukokortikoiden werden diese in Form der sogenannten Pulstherapie mit hohen Dosen bei akuten Schüben eingesetzt. Auch zur Therapie der Autoimmunerkrankung „Rheumatoide Arthritis“ wird diese Therapiestrategie schon lange angewendet.
Tatsächlich ist jedoch schon lange bekannt, dass MS während des zweiten und dritten Trimenons einer Schwangerschaft zum Stillstand kommt. – Ein Forscherteam des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf konnte belegen, dass die Bindung des Schwangerschaftshormon Progesteron an den Cortisolrezeptor von T-Lymphozyten zu einer Erhöhung von regulatorischen T-Zellen führt, die, wie ihr Name es bereits andeutet, autoaggressive Immunzellen in Schach halten können.[4] Abgesehen davon kommt es während einer Schwangerschaft auch zu einer natürlichen Erhöhung des körpereigenen Cortisols.[5]
Autor: Christian Brandau – Der Text ist unter der Lizenz „Attribution-NoDerivatives 4.0 International (CC BY-ND 4.0)“ verfügbar
Einzelnachweise:
[1] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21924866
[2] http://www.medicoconsult.de/Glukokortikoide/#Spezielle-Wirkungen-an-Entzndungszellen
[3] Einsatz von Glukokortikoiden in der Rheumatologie
[4] Glucocorticoid receptor in T cells mediates protection from autoimmunity in pregnancy
[5] Schindler, A. E.: Endokrinologie des 2. und 3. Trimenon der normalen Schwangerschaft. In: Grundlagen und Klinik der menschlichen Fortpflanzung (Hgg. Lauritzen, C. / Nieschlag, E. / Schneider, H. P. G.), Berlin / New York 1988, S. 154.