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MS versus Neuroborreliose
Veröffentlicht am 20.01 2018
Viele MS-Kranke klammern sich in ihrer Verzweiflung an die Hoffnung, dass es sich bei ‚ihrer‘ MS in Wirklichkeit um eine nicht identifizierte Neuroborreliose handelt.
Dazu ist zu sagen, dass die durch beide Krankheiten bedingten Zerstörungen im Zentralnervensystem zu ähnlichen bzw. sogar den gleichen Konsequenzen führen können. Entscheidend ist jedoch die Untersuchung des Liquors, den man durch die Lumbalpunktion gewinnt: „Entscheidend für eine sichere Diagnose ist der Nachweis von Borrelien-Antikörpern im Liquor und im Blut. Bei der Neuroborreliose ist die Konzentration im Liquor höher als im Blut. Allerdings ist zu beachten, dass es auch so genannte seronegative Formen der Borreliose gibt, d. h., Antikörper im Blut können auch fehlen. […] Mittels einer speziellen Untersuchung (PCR) kann direkt Borrelien-DNS (Bestandteil der Zellkerne der Bakterien) in Körperflüssigkeiten nachgewiesen werden.“[1]
Die Lumbalpunktion wird standardmäßig bei Patienten mit unbekannten neurologischen Symptomen durchgeführt.[2] Das bedeutet, dass, bevor Multiple Sklerose diagnostiziert wird, auch andere Ursachen in Erwägung gezogen und systematisch ausgeschlossen werden, und dazu gehört auch Neuroborreliose. – Möglicherweise wird die sicherste Nachweismethode, die Polymerase-Kettenreaktion (kurz PCR), nicht durchgeführt, aber das ließe sich jederzeit nachholen, und sollte auf jeden Fall vor dem Beginn einer Antibiose durchgeführt werden!
Es wird oftmals empfohlen, für die Therapie der vermeintlichen Neuroborreliose die Antibiotika Doxycyclin und Minocyclin zu verwenden. – Z. B. zeigt Minocyclin in Studien immunmodulatorische Nebenwirkungen und scheint den Fortschritt der MS zu verzögern.[3] Diese Beobachtung aber bezieht sich eben nicht auf Borrelien, sondern auf die direkte Wirkung im menschlichen Organismus! – Wenn Sie den Verlinkungen der beiden Antibiotika folgen, werden Sie feststellen, dass diese Arzneimittel auch negative Nebenwirkungen haben und nicht nur positive; außerdem übersehen die Verfechter einer permanenten Antibiotikatherapie der vermeintlichen Neuroborreliose mittels Minidosen, dass sich Bakterienpopulationen rasend schnell an Antibiotika anpassen können! Man könnte sich also seine persönlichen multiresistenten Keime züchten!
Autor: Christian Brandau – Der Text ist unter der Lizenz „Attribution-NoDerivatives 4.0 International (CC BY-ND 4.0)“ verfügbar
Lesetipp!: Lesen Sie auch etwas über meine eigenen Erfahrungen als MS-Patient!
Einzelnachweise:
[1] https://web.archive.org/web/20170717100231/https://www.netdoktor.at/krankheit/neuroborreliose-7430
[2] https://web.archive.org/web/20170701211807/http://www.netdoktor.at:80/untersuchung/ms-diagnose-8246
[3]
https://web.archive.org/web/20170606181556/https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/76122/Akne-Medikament-zoegert-Beginn-der-Multiplen-Sklerose-in-Studie-hinaus